Samstag, 26. März 2011

Mendoza - Santiago de Chile (der letzte)

Seit Beginn unserer Reise in Peru haben uns die Anden immer wieder tief beeindruckt. Deshalb wollen wir zum Schluss unserer Reise einen Teil der Strecke Mendoza - Santiago mit dem Velo zuruecklegen, um die Berge nochmals hautnah zu erleben. Weil die Hauptstrecke (Ruta 7) ueber den Bermejo-Pass stark befahren ist (Hauptverkehrsachse des Schwerverkehrs zwischen Argentinien und Chile), nehmen wir von Mendoza den Pass ueber den Ort Villavincencio, wo das Mineralwasser fuer ganz Argentinien abgefuellt wird. Wir haben wenig Informationen ueber die Strecke, ausser dass ein Teil davon Ripio (Schotterstrasse) ist. Wir staunen jedoch, als wir nach kurvenreichem Aufstieg auf dem Pass auf 2950 M.ue.M. ankommen. Wegen seiner 365 Kurven wird die Strecke auch als die Strasse des Jahres genannt - spektakulaer!

365 Kurven - die Strasse des Jahres.

Auf der Passhoehe...
Wir sind froh von dieser Richtung zu kommen, mussten wir beim Aufstieg "nur" 2 km durch Sand schieben. Die Strasse unserer Abfahrt ist wesentlich schlechter und wir schlittern und holpern bergab. Die Aussicht auf die Anden und das gruene Tal, in dem Uspallata liegt, ist grandios.

Ein Regenwoelkchen in Sicht.
 
 
Von Uspallata aus wollen wir uns nun zum Grenztunnel nach Chile transportrieren lassen, haben wir doch grossen Respekt vor dem Verkehr auf der Ruta 7, zudem soll auf der argentinischen Seite oft der Seitenstreifen fehlen. Wir begeben uns also zur Tankstelle, um jemanden zu finden, der uns mitnimmt. Zu unserem Erstaunen hat es heute praktisch keine Fahrzeuge auf dieser sonst wirklich verkehrsreichen Strasse. Was ist da los? Als die Polizei und Feuerwehr auftauchen, fragen wir ein Typ, der gerade mit einem Kleinbus zur Tankstelle angebrausst kommt, was hier los sei. Er erklaert uns, dass ein Radrennen stattfindet und daher die Strasse gesperrt ist. Wenige Minuten spaeter brausen wir mit ihm (Kameramann eines Lokal-TV-Senders) los, die Velos und unser Gepaeck im Bus verstaut. An einer guenstigen Stelle halten wir, die Kamera ist schnell ausgepackt und wir warten, bis die erste Gruppe der Velorennfahrer durchflitzt.


Die ersten Sekunden sind gefilmt und wir brausen schon wieder los, ueberholen die Rennvelofahrer und ihr Gefolge von Autos und Toeffs. Das Ganze wiederholt sich dreimal, bis wir vom rasenden Kameramann beim Zoll abgesetzt werden. Die letzten 15 Kilometer pedalen wir nun bergauf, immer wieder ueberholen uns Velorennfahrer mit ihren leichten Rennraedern - wir feuern uns gegenseitig an. Ein eindrueckliches Erlebnis, die sonst stark befahrene Bermejopassstrasse ohne Verkehr! Extra fuer uns...


Geleise des Transandinos, der frueher Gueter und Passagiere ueber den Pass transportierte, als es den Strassentunnel noch nicht gab.
Gerade nach den letzten Velorennfahrern und vor dem sich angestauten Verkehr passieren wir eine kurzen Tunnel vor Las Cuevas, dem lezten Ort vor dem Grenztunnel. Weil es fuer Radfahrer nicht gestattet ist durch den 3.2 km langen Grenztunnel Cristo Redentor (auf 3185 M. ue. M.) zu fahren, werden wir von einem Pick-up der Strassenbehoerde rueber gestellt. Schliesslich haben wir die komplizierten chilenischen Grenzformalitaeten zum dritten Mal erfolgreich hinter uns gebracht und rollen in Portillo ein, wo wir uns ein Cabaña an der Laguna del Inca goennen. Portillo ist ein beruehmter Skiort in Chile, wir sind zurzeit die einzigen Gaeste der Hotelanlage...

Am naechsten Tag wollen wir noch ueber die alte Passstrasse zum Cristo Redentor pedalen, das auf 3900 M. ue. M. liegt - ohne Gepaeck. Das Denkmal auf dem Pass wurde zum Zeichen und der Bekraeftigung des Friedens zwischen Argentinien und Chile errichtet. Der Strassenverlauf ist wiederum eindruecklich und wir geniessen nochmals die Naehe der Berge, die in verschiedenen Farbtoenen in der Sonne leuchten. Ein perfekter Tag, ohne jegliche Wolken am Himmel. Ein schoenes Erlebnis, um unsere Veloreise langsam ausklingen zu lassen.

Passstrasse auf der chilenischen Seite zum Cristo Redentor
 

Bei der Abfahrt ueberholen wir etliche Lastwagen, die im Kriechgang den Bermejopass hinunterfahren.

Mit Wehmut und grosser Dankbarkeit koennen wir auf unsere Veloreise zueruck schauen. Wir werden mit vielen bleibenden Erlebnissen und schoenen Erinnerungen an Begegnungen mit verschiedenen Menschen nach Hause zurueckkehren. Besonders dankbar sind wir fuer die Schutzengel, die uns mehr als einmal zur Seite gestanden sind.

Bis schon bald, 
liebe Gruesse Monika und Jok 
aus Valparaiso

PS: Am 31. Maerz werden wir voraussichtlich am Mittag in Kloten landen.

Sonntag, 13. März 2011

Cafayate - Mendoza (Arg.)

Von Cafayate geht es weiter suedlich auf der Ruta 40. Links und rechts sind Rebberge, landschaftlich aehnlich der Toskana. Auf dieser Strecke geht es nun vielfach todo recto (geradeaus und flach). Oft sehen wir die Strasse 10 km oder noch mehr zum voraus.

Hier schoen mit Blumen, ist eine Ausnahme!
Weil es viel geregnet hat, fuehren die kleinen Fluesse oft lehmiges Wasser, das an manchen Stellen direkt ueber die Strasse lauft (Badenes). Wir haben Glueck und koennen alle durchwaten oder -fahren. Nur einmal sind wir froh, als uns ein Pickupfahrer anbietet, unsere Raeder aufzuladen, um den doch recht tiefen Fluss zu durchqueren.

Die laengste Badene...
Am Morgen ist es meist gut zu fahren, gegen Mittag wird es aber schon sehr heiss. Deshalb legen wir jeweils morgens bereits den groesseren Teil der Tagesetappe zueruck und fluechten mittags an den Schatten, meist auf einer Plaza (Platz, den es in jeder Stadt/Dorf mit Baeumen gibt).


Uebrigens nehmen die Argentinier die Siesta hier im Nordosten des Landes sehr ernst. Nach 13:00 Uhr ist praktisch nichts mehr los in den Doerfern und Staedten, die Restaurants schliessen auch nach 14.30 Uhr, wie wir einmal schmerzlich erfahren muessen... Dann steht das Leben still... Nach 18:00 Uhr, wenn die Hitze etwas abklingt, kommt das Leben wieder auf: Laeden oeffnen, Motorraeder und Roller kurfen umher, man trifft sich auf der  Plaza oder auf der Strasse und parliert, Musik ertoent aus Shops... Erst nach 21:00 Uhr wird zu Abendgegessen, die Laeden haben oft geoeffnet bis spaet in die Nacht...

Verschneite Gipfel geben Abwechslung in etwas oede Landschaft.
Wir fahren teilweise wieder durch sehr reizvolle landschaftliche Teile: begruente Huegel und Berge, die den Modellbergen der Modelleisenbahnanlagen gleichen... Auf einer Strecke befinden wir uns in einer wuestenaehnlichen Gegend, rechts Sandduenen, links sumpfartiges Gelaende und Steppengras - krasse Gegensaetze. Die Strasse fuehrt uns auch durch kleine Ortschaften, in denen die Menschen in einfachen Verhaeltnissen leben. Beispielsweise nur in einfachen Ziegelsteinhaeusern wohnen - einen Fernseher mit Satelitenschuessel gibt es aber ganz bestimmt. Oder eine moderne Baumaschine steht neben dem eher aermlichen Lehmhaus. Gegensaetze, die wir vielerorts auf unserer Reise gesehen haben.


Leider ist die Gegend hier auch gut bestueckt mit verschiedenen Arten von Baeumen und Straeuchern, die Dornen haben. Nachdem Joks Hinterrad seit Salta bereits den dritten Platten hatte, wagen wir uns fast nicht mehr von der asphaltierten Strasse weg (der Schlauch hat nun sechs Flicke!!!) Wir sind bereits geuebt im Flicken... Leider streickt auch noch unsere Pumpe, die Argentinier helfen jedoch gerne und schicken uns von Haus zu Haus, um eine Pumpe zu finden. Wir sind oft auch froh, um die "Gomeria" (Reifenservice), die es in jedem Dorf gibt und uns genuegend "Aire" (Luft) haben, damit die Pneus so richtig rollen.


Ab und zu muessen auch die Zaehne und die Kette etwas geputzt und geoelt werden, da es doch manchmal staubig zu und her geht.

Ein echtes Highlight ist fuer uns die Cuestra de Miranda, ein Pass ueber 2020 M.ue.M. durch eine eindreuckliche Landschaft mit roten Felsen und gruenen Huegeln. Der Ansteig erfolgt ueber 1000 Hoehenmeter und 30 km, die sehr angenehm zu fahren sind. Vor und nach der Passhoehe sind ca. 15 km Ripio (Schotterstrasse) zu fahren.





Die letzte Strecke, gut 300 km bis nach Mendoza verladen wir auf Lastwagen und Pickup. Die immergleiche Landschaft, die Distanzen zu belebten Orten und damit zu Wasser sind gross und wir wollen unsere uebrige Zeit, die wir noch haben, anders investieren.

Mit der Zeit wandert der Blick immer mehr auf dem Km-Zaehler...

"Unser Lastwagen!"

Nun sind es noch etwas mehr als zwei Wochen, wahnsinnig wie schnell die Zeit vergeht... Wir werden nun noch Mendoza in vollen Zuegen geniessen und uns dann auf den Weg ueber die Anden nach Santiago de Chile machen.

Liebe Gruesse
Monika und Jok