Samstag, 26. März 2011

Mendoza - Santiago de Chile (der letzte)

Seit Beginn unserer Reise in Peru haben uns die Anden immer wieder tief beeindruckt. Deshalb wollen wir zum Schluss unserer Reise einen Teil der Strecke Mendoza - Santiago mit dem Velo zuruecklegen, um die Berge nochmals hautnah zu erleben. Weil die Hauptstrecke (Ruta 7) ueber den Bermejo-Pass stark befahren ist (Hauptverkehrsachse des Schwerverkehrs zwischen Argentinien und Chile), nehmen wir von Mendoza den Pass ueber den Ort Villavincencio, wo das Mineralwasser fuer ganz Argentinien abgefuellt wird. Wir haben wenig Informationen ueber die Strecke, ausser dass ein Teil davon Ripio (Schotterstrasse) ist. Wir staunen jedoch, als wir nach kurvenreichem Aufstieg auf dem Pass auf 2950 M.ue.M. ankommen. Wegen seiner 365 Kurven wird die Strecke auch als die Strasse des Jahres genannt - spektakulaer!

365 Kurven - die Strasse des Jahres.

Auf der Passhoehe...
Wir sind froh von dieser Richtung zu kommen, mussten wir beim Aufstieg "nur" 2 km durch Sand schieben. Die Strasse unserer Abfahrt ist wesentlich schlechter und wir schlittern und holpern bergab. Die Aussicht auf die Anden und das gruene Tal, in dem Uspallata liegt, ist grandios.

Ein Regenwoelkchen in Sicht.
 
 
Von Uspallata aus wollen wir uns nun zum Grenztunnel nach Chile transportrieren lassen, haben wir doch grossen Respekt vor dem Verkehr auf der Ruta 7, zudem soll auf der argentinischen Seite oft der Seitenstreifen fehlen. Wir begeben uns also zur Tankstelle, um jemanden zu finden, der uns mitnimmt. Zu unserem Erstaunen hat es heute praktisch keine Fahrzeuge auf dieser sonst wirklich verkehrsreichen Strasse. Was ist da los? Als die Polizei und Feuerwehr auftauchen, fragen wir ein Typ, der gerade mit einem Kleinbus zur Tankstelle angebrausst kommt, was hier los sei. Er erklaert uns, dass ein Radrennen stattfindet und daher die Strasse gesperrt ist. Wenige Minuten spaeter brausen wir mit ihm (Kameramann eines Lokal-TV-Senders) los, die Velos und unser Gepaeck im Bus verstaut. An einer guenstigen Stelle halten wir, die Kamera ist schnell ausgepackt und wir warten, bis die erste Gruppe der Velorennfahrer durchflitzt.


Die ersten Sekunden sind gefilmt und wir brausen schon wieder los, ueberholen die Rennvelofahrer und ihr Gefolge von Autos und Toeffs. Das Ganze wiederholt sich dreimal, bis wir vom rasenden Kameramann beim Zoll abgesetzt werden. Die letzten 15 Kilometer pedalen wir nun bergauf, immer wieder ueberholen uns Velorennfahrer mit ihren leichten Rennraedern - wir feuern uns gegenseitig an. Ein eindrueckliches Erlebnis, die sonst stark befahrene Bermejopassstrasse ohne Verkehr! Extra fuer uns...


Geleise des Transandinos, der frueher Gueter und Passagiere ueber den Pass transportierte, als es den Strassentunnel noch nicht gab.
Gerade nach den letzten Velorennfahrern und vor dem sich angestauten Verkehr passieren wir eine kurzen Tunnel vor Las Cuevas, dem lezten Ort vor dem Grenztunnel. Weil es fuer Radfahrer nicht gestattet ist durch den 3.2 km langen Grenztunnel Cristo Redentor (auf 3185 M. ue. M.) zu fahren, werden wir von einem Pick-up der Strassenbehoerde rueber gestellt. Schliesslich haben wir die komplizierten chilenischen Grenzformalitaeten zum dritten Mal erfolgreich hinter uns gebracht und rollen in Portillo ein, wo wir uns ein Cabaña an der Laguna del Inca goennen. Portillo ist ein beruehmter Skiort in Chile, wir sind zurzeit die einzigen Gaeste der Hotelanlage...

Am naechsten Tag wollen wir noch ueber die alte Passstrasse zum Cristo Redentor pedalen, das auf 3900 M. ue. M. liegt - ohne Gepaeck. Das Denkmal auf dem Pass wurde zum Zeichen und der Bekraeftigung des Friedens zwischen Argentinien und Chile errichtet. Der Strassenverlauf ist wiederum eindruecklich und wir geniessen nochmals die Naehe der Berge, die in verschiedenen Farbtoenen in der Sonne leuchten. Ein perfekter Tag, ohne jegliche Wolken am Himmel. Ein schoenes Erlebnis, um unsere Veloreise langsam ausklingen zu lassen.

Passstrasse auf der chilenischen Seite zum Cristo Redentor
 

Bei der Abfahrt ueberholen wir etliche Lastwagen, die im Kriechgang den Bermejopass hinunterfahren.

Mit Wehmut und grosser Dankbarkeit koennen wir auf unsere Veloreise zueruck schauen. Wir werden mit vielen bleibenden Erlebnissen und schoenen Erinnerungen an Begegnungen mit verschiedenen Menschen nach Hause zurueckkehren. Besonders dankbar sind wir fuer die Schutzengel, die uns mehr als einmal zur Seite gestanden sind.

Bis schon bald, 
liebe Gruesse Monika und Jok 
aus Valparaiso

PS: Am 31. Maerz werden wir voraussichtlich am Mittag in Kloten landen.

Sonntag, 13. März 2011

Cafayate - Mendoza (Arg.)

Von Cafayate geht es weiter suedlich auf der Ruta 40. Links und rechts sind Rebberge, landschaftlich aehnlich der Toskana. Auf dieser Strecke geht es nun vielfach todo recto (geradeaus und flach). Oft sehen wir die Strasse 10 km oder noch mehr zum voraus.

Hier schoen mit Blumen, ist eine Ausnahme!
Weil es viel geregnet hat, fuehren die kleinen Fluesse oft lehmiges Wasser, das an manchen Stellen direkt ueber die Strasse lauft (Badenes). Wir haben Glueck und koennen alle durchwaten oder -fahren. Nur einmal sind wir froh, als uns ein Pickupfahrer anbietet, unsere Raeder aufzuladen, um den doch recht tiefen Fluss zu durchqueren.

Die laengste Badene...
Am Morgen ist es meist gut zu fahren, gegen Mittag wird es aber schon sehr heiss. Deshalb legen wir jeweils morgens bereits den groesseren Teil der Tagesetappe zueruck und fluechten mittags an den Schatten, meist auf einer Plaza (Platz, den es in jeder Stadt/Dorf mit Baeumen gibt).


Uebrigens nehmen die Argentinier die Siesta hier im Nordosten des Landes sehr ernst. Nach 13:00 Uhr ist praktisch nichts mehr los in den Doerfern und Staedten, die Restaurants schliessen auch nach 14.30 Uhr, wie wir einmal schmerzlich erfahren muessen... Dann steht das Leben still... Nach 18:00 Uhr, wenn die Hitze etwas abklingt, kommt das Leben wieder auf: Laeden oeffnen, Motorraeder und Roller kurfen umher, man trifft sich auf der  Plaza oder auf der Strasse und parliert, Musik ertoent aus Shops... Erst nach 21:00 Uhr wird zu Abendgegessen, die Laeden haben oft geoeffnet bis spaet in die Nacht...

Verschneite Gipfel geben Abwechslung in etwas oede Landschaft.
Wir fahren teilweise wieder durch sehr reizvolle landschaftliche Teile: begruente Huegel und Berge, die den Modellbergen der Modelleisenbahnanlagen gleichen... Auf einer Strecke befinden wir uns in einer wuestenaehnlichen Gegend, rechts Sandduenen, links sumpfartiges Gelaende und Steppengras - krasse Gegensaetze. Die Strasse fuehrt uns auch durch kleine Ortschaften, in denen die Menschen in einfachen Verhaeltnissen leben. Beispielsweise nur in einfachen Ziegelsteinhaeusern wohnen - einen Fernseher mit Satelitenschuessel gibt es aber ganz bestimmt. Oder eine moderne Baumaschine steht neben dem eher aermlichen Lehmhaus. Gegensaetze, die wir vielerorts auf unserer Reise gesehen haben.


Leider ist die Gegend hier auch gut bestueckt mit verschiedenen Arten von Baeumen und Straeuchern, die Dornen haben. Nachdem Joks Hinterrad seit Salta bereits den dritten Platten hatte, wagen wir uns fast nicht mehr von der asphaltierten Strasse weg (der Schlauch hat nun sechs Flicke!!!) Wir sind bereits geuebt im Flicken... Leider streickt auch noch unsere Pumpe, die Argentinier helfen jedoch gerne und schicken uns von Haus zu Haus, um eine Pumpe zu finden. Wir sind oft auch froh, um die "Gomeria" (Reifenservice), die es in jedem Dorf gibt und uns genuegend "Aire" (Luft) haben, damit die Pneus so richtig rollen.


Ab und zu muessen auch die Zaehne und die Kette etwas geputzt und geoelt werden, da es doch manchmal staubig zu und her geht.

Ein echtes Highlight ist fuer uns die Cuestra de Miranda, ein Pass ueber 2020 M.ue.M. durch eine eindreuckliche Landschaft mit roten Felsen und gruenen Huegeln. Der Ansteig erfolgt ueber 1000 Hoehenmeter und 30 km, die sehr angenehm zu fahren sind. Vor und nach der Passhoehe sind ca. 15 km Ripio (Schotterstrasse) zu fahren.





Die letzte Strecke, gut 300 km bis nach Mendoza verladen wir auf Lastwagen und Pickup. Die immergleiche Landschaft, die Distanzen zu belebten Orten und damit zu Wasser sind gross und wir wollen unsere uebrige Zeit, die wir noch haben, anders investieren.

Mit der Zeit wandert der Blick immer mehr auf dem Km-Zaehler...

"Unser Lastwagen!"

Nun sind es noch etwas mehr als zwei Wochen, wahnsinnig wie schnell die Zeit vergeht... Wir werden nun noch Mendoza in vollen Zuegen geniessen und uns dann auf den Weg ueber die Anden nach Santiago de Chile machen.

Liebe Gruesse
Monika und Jok




Sonntag, 27. Februar 2011

Salta - Cafayate (Arg.)

Als wir vor acht Tagen Salta verlassen, sind wir zunaechst ueber das saftige und ueppige Gruen erstaunt.


Das hat auch seinen Grund: Februar sei der Monat des Regens, wie uns Einheimische erklaeren. Nach eher trockenen Jahren sei es dieses Jahr aber zu nass. Das spueren wir am eigenen Leibe, als wir ueber die Questra del Obispo fahren. Zwei Tage Regenwetter. Ein Besitzer einer Cafeteria bietet uns an, unter einem Dach das Zelt aufzustellen. Als Monika den Platz anschauen geht, schnappt ein Hund nach ihrem Bein und verletzt sie leicht. Zum Glueck nicht schlimm!


Viele Baeche und Fluesse fliessen ueber die Strasse, ein Durchkommen ist jedoch nicht unmoeglich. Immer wieder hat es einzelne Steine und ganze Erdrutsche, die ein Teil der Fahrbahn verschuetten. Ein deutscher Automobilist haelt ploetzlich an und teilt uns mit, dass die Strasse weiter oben unpassierbar sei. Enttaeuscht bereiten wir uns fuer die Rueckkehr vor. Als uns jedoch Autos entgegenkommen, die uns vorher nicht ueberholt haben, fragen wir uns, ob es wohl doch weitergeht. Wir wollen es wagen, weil wir sonst nicht nach Cachi koennen. 

Wollen wir wirklich weiter?
Weil uns das Regenwetter zusetzt und es sich wegen Nebel und schlechter Sicht nicht lohnt nochmals 1000 Hoehenmeter hinaufzukurbeln, verladen wir am dritten Tag auf den Bus. Dreimal muessen wir warten bis ein Bagger die Flussueberquerung freigeschaufelt hat und der Bus passieren kann.

Welches Fahrzeug darf als erstes rueber?
Die Strasse ist eng, kurvig und glitschig. Wir sind froh, als wir auf der Passhoehe (ca. 3500 M.ue.M) aussteigen und wieder selber den Lenker in die Hand nehmen koennen. Die Landschaft veraendert sich sofort: Wir lassen die Regenwolken hinter uns und fahren durch eine karge Berglandschaft mit Kakteen und Lagunen, treffen weidende wilde Esel an bis wir im kleinen aber sehr schoenen Cachi eintreffen. Hier laesst Monika sicherheitshalber die Bisswunde von einem Arzt versorgen und klaert vorallem auch das Thema Tollwut ab.



Nur ein Beispiel von vielen, die noch fahren.
Von Cachi geht es nun weiter ueber die legendaere Ruta 40, die auf der Westseite den Anden entlang ganz Argentinien durchquert. Die Ripiostrasse (Schotterstrasse) ist teilweise sehr weich, sandig und hat viel Waschbrett. Die Landschaft hat jedoch einiges zu bieten: In der Talebene ist es gruen dank dem lehmfaerbenen Fluss und den Bewaesserungskanaelen der Bauern.


Nach Mittagsrast am Schatten
Dann fahren wir durch ein Felsenmeer, wo unsere Kraefte nochmals sehr beansprucht werden, geht es doch zweimal zuenftig rauf und wieder runter auf ziemlich uebler Strasse.


Etwas sandig heute!
Nach diesen holperigen Kilometer sind wir froh in Cafayate anzukommen und geniessen das argentinische Leben mit Fleisch und Weindegustationen.


Von hier machen wir auch einen Tagesausflug zu den Quebrada de las Conchas, die sehr beeindruckende Felsformationen bietet.


Liebe Gruesse Monika und Jok, die morgen weiter nach Sueden pedalen.

Freitag, 18. Februar 2011

Puerto Natales (Chile) - Buenos Aires - Salta (Arg.)

Nun sitzen wir also im Bus und verlassen Puerto Natales und damit auch Patagonien. Dabei kommt durchaus auch ein bisschen Wehmut auf, als wir bei schoenstem Wetter nochmals den Blick frei haben auf die Berge des Torres del Paine.

Real Patagonia!
Eine sechs-stuendige Busfahrt bis Rio Gallegos und anschliessend eine 36-stuendige nach Buenos Aires liegt vor uns. Ein Flug fuer diese Strecke kam fuer uns nicht in Frage, weil wir sonst unser Gepaeck und die Velos flugzeugtauglich haetten verpacken muessen. Also beissen wir in den etwas sauren Apfel und sorgen mit einem spannenden Buch vor. Bei der ersten Fahrt nach Rio Gallegos koennen wir die Velos in ein seperates Gepaeckfach reinrollen - voellig unkompliziert zu unserem Erstaunen. Nur den Lenker der Velos quergestellt ohne sonstige Demontage. Weil wir gehoert haben, dass es in Argentinien schwierig ist, die Velos mit den Reisebussen zu transportieren, gehen wir direkt nach der Ankunft an den Schalter der Busgesellschaft und erkundigen uns. Die Antwort lautet: Eine Verpackung ist nicht noetig, der Chauffeur muesse jedoch entscheiden, ob der Transport moeglich sei. Wir sind zuversichtlich, weil wir ja bereits gute Erfahrungen gemacht haben. Der Bus kommt und der Chauffeur willigt ein, merkt aber 5 min vor der Abfahrt und nach dem Einladen des uebrigen Gepaecks, dass die Velos zu gross sind. Nun beginnt der Stress: Die Velos muessen per Lastwagen direkt nach Salta transportiert werden. Eigentlich sollten sie verpackt sein und der Transport muesste gerade bar bezahlt werden. Doch beides koennen wir nicht erfuellen. Nach langer Diskussion ueberlassen wir unsere Velos mit einem unguten Gefuehl unverpackt dem Angestellten der Transportfirma und hoffen, dass sie mit uns in Salta unbeschaedigt eintreffen. Zuerst wollen wir jedoch die Metropole Buenos Aires besuchen.


Im Arbeiterviertel la Boca.

Nach etwas ueber 3000 km per Bus werden wir sehr herzlich von Maria und ihrer Grossmutter (unsere Couchsurfer - Host) in Buenos Aires empfangen, bei ihnen verbringen wir drei Tage. Die Grossmutter kann es nicht lassen, uns ein feines Mittagessen zu servieren, bevor uns Maria ihre Lieblingsplaetze von Buenos Aires zeigt und uns in das Leben von dieser Grossstadt (13 Mill. Einwohner) einfuehrt. Weil wir direkt von Patagonien kommen, will sie uns zuerst die gruenen Flaechen der Stadt zeigen und wir staunen wie viele schoene und grosse Parks es hat.









Wir sind ueber die Begleitung von Maria sehr dankbar, sind wir doch seit La Paz nicht mehr in einer Grossstadt gewesen und noch patagonienverwoehnt. Am Abend kochen wir unsere Schweizerspezialitaet und ernten dafuer "muy rico"!

9. Julio pro Fahrtrichtung sechs Spuren
In den folgenden Tagen besuchen wir Tigre, die Stadtviertel Boca, San Telmo und schlendern durch die Innenstadt. Es gibt sehr viel zu sehen und ist interessant.

Tango auf der Plaza in San Telmo

Puerto Madera




















Uebrigens haben wir uns entschieden unsere Velotour von Salta aus Richtung Mendoza fortzusetzen. Uns gefallen die kargen und trockenen Regionen und wir wurden fasziniert von Fotos und Erzaehlungen von anderen Reiseradlern. Deshalb nehmen wir die lange Busreise (20 h und 1600 km) in Kauf. Dafuer koennen sich unsere mueden Beine vom umherstreifen in Buenos Aires wieder erholen.

Salta

Sofort nach Ankunft in Salta erkundigen wir uns nach unseren Velos. Sie sind tatsaechlich eingetroffen, jedoch nicht direkt beim Busbahnhof. Ungeduldig fahren wir mit einem Taxi dahin und koennen sie unversehrt in Empfang nehmen. Welch ein Glueck! Nur die Schloesser fehlen... Wir fragen uns schon, was jemand mit geschlossenen Schloesser ohne Schluessel anfangen will.

Jetzt wird es aber hoechste Zeit (wir haben bereits Entzugserscheinungen) wieder aufs Velo zu steigen und die letzte Etappe von Salta nach Mendoza in Angriff zu nehmen. Wir freuen uns!

Liebe Gruesse
Monika und Jok


Freitag, 4. Februar 2011

El Chalten (Arg.) - Puerto Natales (Chile)

Nach ein paar erholsamen Tagen und einer Wanderung in El Chalten wollen wir uns raus in die Pampa wagen. Fuer uns wieder neues Terrain.

Monte Fitz Roy von El Chalten aus
Raus in die Pampa, im Hintergrund die Berge bei El Chalten

 Wir haben wenig Informationen ueber die kommende Strecke, zum Beispiel wie es um die Wasserversorgung steht. Wir wissen nur aus Erzaehlungen von anderen Reiserradlern, dass der Wind Freund oder oefters Feind sein kann.

Vorraete fuer die Pampa

Die ersten 90 km fahren wir gegen Osten und es trifft ein was ein spanischer Tourenradler meinte, "The wind will help you." Wir schaffen die Strecke in drei Stunden. Dafuer werden die naechsten 20 km umso anstrengender. Der Wind der uns vorher mit Kraeften unterstuetzte, kommt nun von vorn und, was noch muehsamer ist, von der Seite. Bei Windboehen ist es schwierig das Velo auf der rechten Strassenseite zu halten. Vorbeifahrende Autos bremsen ab und ueberholen uns zum Glueck vorsichtig. Unsere Gesichtszuege werden vom Wind zu komischen Grimassen geformt. Ploetzlich haelt ein Auto und der Fahrer streckt eine Flasche mit Wasser zum Fenster hinaus. Wegen dem Wind verstehen wir nicht viel, nehmen das Wasser aber dankbar an. Bei einem Fluss haben wir genug vom Wind und wir finden ein windgeschuetzter Uebernachtungsplatz in einer Senke.

Heftige Windboeen von rechts
An den naechsten Tagen haben wir praktisch keinen Wind. Wir glauben es kaum. Dafuer ist der Himmel bewoelkt. Dadurch koennen wir El Calafate mit dem Velo erreichen (unsere ersten 230 km in der Pampa) und muessen nicht, wie eigentlich gedacht, voll gegen den Westwind fahren. In diesem Fall haetten wir wohl ein Pickup angehalten und um eine Mitfahrgelegenheit gefragt.


Schaftransport mit Sattelschlepper

Weshalb eigentlich den Umweg nach El Calafate? Von El Calafate aus besucht man/frau eine der Hauptsehenswuerdigkeiten von Patagonien. Den Perito Moreno, einer der einzigen Gletscher auf der Welt, der noch waechst und pro Tag ca. 2 m voranschreitet. Dadurch kalbt der Gletscher, es brechen riesige Eismassen ab und fallen mit Getoese ins Wasser. Auch fuer uns ein Grund, mal in den Bus zu steigen und dem Strom der Touristen zu folgen. Trotz des Regenwetters ist es ein lohnender Besuch und wir staunen ab der Groesse des Gletschers. Gebannt warten wir und starren auf die riesige Eismasse, bis sich wieder ein Eisbrocken loest und mit Getoesse in den See faellt.


Nun steht wiederum eine Etappe von vier bis fuenf Tagen in der Pampa an. Am ersten Tag erreichen wir, trotz einer gemaechlichen aber langen Steigung eine 97 km entfehrnte Vialidad - Huette (die Leute dort sind fuer die Strasse zustaendig, alarmieren bei Unfaellen und machen die Winterraeumung). Als wir ankommen, oeffnet ein Mann, stellt sich vor und zeigt ohne dass wir fragen, wo wir windgeschuetzt zelten koennen und bittet uns herein, um die Wasserflaschen aufzufuellen. Sind wir froh¡ Er erzaehlt, dass hier fast jeden Tag Radreisende vorbeikommen.  In der Nacht hat es geregnet und dabei die kuerzere Schotterstrasse so aufgeweicht, dass wir am naechten Tag einen Umweg von 80 km in Kauf nehmen muessen. Fuer uns heisst das mindestens einen Tag mehr. Bei schoenem Wetter leuchtet die Pampa und wir finden es schoen die Wolken auf dem weiten Horizont zu beobachten. Ist es bewoelkt, faellt diese Attraktion weg und es kann schon mal oede werden und wir haben das Gefuehl einfach Km abzuspuhlen. Jok ueberbrueckt solche Momente mit dem I-pod im Ohr. Auch in der folgenden Nacht finden wir ein windgeschuetztes Plaetzchen: Bei der Polizei im Garten. Nach dem Abwasch gibt es noch Mate-The mit dem Polizisten und dann ab in den Schlafsack, damit wir morgen die naechste Pampaetappe in Angriff nehmen koennen.




Nach vier Tagen Pampa und 300 km erreichen wir die Grenze zu Chile und sind froh im Ort Cerro Castillo wieder etwas einkaufen zu koennen. Hier bekommen wir Zweifel, ob wir wirklich mit den Velos in den Park Torres del Paine fahren wollen. Das Angebot im oertlichen Laden ist, wie erwartet, duerftig. Das einzige Gemuese sind Zwiebeln und Fruechte gibt es nicht. Ausserdem wird die Strecke als schwierig bezeichnet. Ebenfalls muessen unsere zwei Weggefaehrten direkt nach Puerto Natales, wegen defektem Trettlager. Nach ein paar Stunden Ruhe entscheiden wir, uns der Herausforderung zu stellen. Am naechsten Tag starten wir mit einem Paar aus London, die wir eben gerade kennen gelernt haben. Der Wind ist stark und leider gegen uns. Doch zu Viert pedalt es sich leichter. Nach der Mittagespause ragen ploetzlich unerwartet die Gipfel des Torres del Paine auf. Fuer Jok geht ein Traum in Erfuellung: Mit Blick auf die Torres zu Pedalen¡ Hammer¡

Joks Traum


Vom Velo aus sehen wir viele Guanacas, die recht nah kommen. Beim Eingang in den Park koennen wir zelten. Am folgenden Tag nochmals 20 km gegen den Wind treten. Die Landschaft ist jedoch atemberaubend. Teilweise muessen wir schieben, weil die Strasse schlecht ist. Monika moechte das Velo am liebsten in einer Lagune versenken. Anerkennende Blicke und Zeichen von Bus- und Autotouristen und die grandiose Natur motivieren uns und dann haben wir es geschafft. Wir stellen unsere Velos hinter einem Bootshaus ab und setzten mit einem Catamaran ueber den See Pehoe. Auf einer Zweitageswanderung entdecken wir das Valle Frances und koennen bei schoenem Wetter die umliegenden Gipfel bestaunen. Juhui¡

Cuernos del Paine aus dem Valle Frances
Nach vier Tagen im Park fahren wir unserem suedlichsten Ziel, Puerto Natales, entgegen und duerfen nochmals durch die wunderschoene Landschaft Patagoniens pedalen. Bis hier hatten wir unsere Reise ungefaehr geplant. Wir goennen uns nun eine groessere Pause, in der wir entscheiden, wohin es mit uns fuer die naechsten zwei Monaten noch gehen soll. Eines ist fuer uns klar, es soll wieder nach Norden gehen... Gestern Abend stillten wir in einem Restaurant unsere Vitaminbeduerfnisse, sogar Jok vertilgte einen Salat, der wohl normalerweise fuer zwei Personen gedacht ist...

Liebe Gruesse aus Puerto Natales
Monika und Jok

PS: Wir haben den letzten Beitrag noch mit Fotos ergaenzt, weil wir nun wieder schnelleres Internet haben.