Freitag, 4. Februar 2011

El Chalten (Arg.) - Puerto Natales (Chile)

Nach ein paar erholsamen Tagen und einer Wanderung in El Chalten wollen wir uns raus in die Pampa wagen. Fuer uns wieder neues Terrain.

Monte Fitz Roy von El Chalten aus
Raus in die Pampa, im Hintergrund die Berge bei El Chalten

 Wir haben wenig Informationen ueber die kommende Strecke, zum Beispiel wie es um die Wasserversorgung steht. Wir wissen nur aus Erzaehlungen von anderen Reiserradlern, dass der Wind Freund oder oefters Feind sein kann.

Vorraete fuer die Pampa

Die ersten 90 km fahren wir gegen Osten und es trifft ein was ein spanischer Tourenradler meinte, "The wind will help you." Wir schaffen die Strecke in drei Stunden. Dafuer werden die naechsten 20 km umso anstrengender. Der Wind der uns vorher mit Kraeften unterstuetzte, kommt nun von vorn und, was noch muehsamer ist, von der Seite. Bei Windboehen ist es schwierig das Velo auf der rechten Strassenseite zu halten. Vorbeifahrende Autos bremsen ab und ueberholen uns zum Glueck vorsichtig. Unsere Gesichtszuege werden vom Wind zu komischen Grimassen geformt. Ploetzlich haelt ein Auto und der Fahrer streckt eine Flasche mit Wasser zum Fenster hinaus. Wegen dem Wind verstehen wir nicht viel, nehmen das Wasser aber dankbar an. Bei einem Fluss haben wir genug vom Wind und wir finden ein windgeschuetzter Uebernachtungsplatz in einer Senke.

Heftige Windboeen von rechts
An den naechsten Tagen haben wir praktisch keinen Wind. Wir glauben es kaum. Dafuer ist der Himmel bewoelkt. Dadurch koennen wir El Calafate mit dem Velo erreichen (unsere ersten 230 km in der Pampa) und muessen nicht, wie eigentlich gedacht, voll gegen den Westwind fahren. In diesem Fall haetten wir wohl ein Pickup angehalten und um eine Mitfahrgelegenheit gefragt.


Schaftransport mit Sattelschlepper

Weshalb eigentlich den Umweg nach El Calafate? Von El Calafate aus besucht man/frau eine der Hauptsehenswuerdigkeiten von Patagonien. Den Perito Moreno, einer der einzigen Gletscher auf der Welt, der noch waechst und pro Tag ca. 2 m voranschreitet. Dadurch kalbt der Gletscher, es brechen riesige Eismassen ab und fallen mit Getoese ins Wasser. Auch fuer uns ein Grund, mal in den Bus zu steigen und dem Strom der Touristen zu folgen. Trotz des Regenwetters ist es ein lohnender Besuch und wir staunen ab der Groesse des Gletschers. Gebannt warten wir und starren auf die riesige Eismasse, bis sich wieder ein Eisbrocken loest und mit Getoesse in den See faellt.


Nun steht wiederum eine Etappe von vier bis fuenf Tagen in der Pampa an. Am ersten Tag erreichen wir, trotz einer gemaechlichen aber langen Steigung eine 97 km entfehrnte Vialidad - Huette (die Leute dort sind fuer die Strasse zustaendig, alarmieren bei Unfaellen und machen die Winterraeumung). Als wir ankommen, oeffnet ein Mann, stellt sich vor und zeigt ohne dass wir fragen, wo wir windgeschuetzt zelten koennen und bittet uns herein, um die Wasserflaschen aufzufuellen. Sind wir froh¡ Er erzaehlt, dass hier fast jeden Tag Radreisende vorbeikommen.  In der Nacht hat es geregnet und dabei die kuerzere Schotterstrasse so aufgeweicht, dass wir am naechten Tag einen Umweg von 80 km in Kauf nehmen muessen. Fuer uns heisst das mindestens einen Tag mehr. Bei schoenem Wetter leuchtet die Pampa und wir finden es schoen die Wolken auf dem weiten Horizont zu beobachten. Ist es bewoelkt, faellt diese Attraktion weg und es kann schon mal oede werden und wir haben das Gefuehl einfach Km abzuspuhlen. Jok ueberbrueckt solche Momente mit dem I-pod im Ohr. Auch in der folgenden Nacht finden wir ein windgeschuetztes Plaetzchen: Bei der Polizei im Garten. Nach dem Abwasch gibt es noch Mate-The mit dem Polizisten und dann ab in den Schlafsack, damit wir morgen die naechste Pampaetappe in Angriff nehmen koennen.




Nach vier Tagen Pampa und 300 km erreichen wir die Grenze zu Chile und sind froh im Ort Cerro Castillo wieder etwas einkaufen zu koennen. Hier bekommen wir Zweifel, ob wir wirklich mit den Velos in den Park Torres del Paine fahren wollen. Das Angebot im oertlichen Laden ist, wie erwartet, duerftig. Das einzige Gemuese sind Zwiebeln und Fruechte gibt es nicht. Ausserdem wird die Strecke als schwierig bezeichnet. Ebenfalls muessen unsere zwei Weggefaehrten direkt nach Puerto Natales, wegen defektem Trettlager. Nach ein paar Stunden Ruhe entscheiden wir, uns der Herausforderung zu stellen. Am naechsten Tag starten wir mit einem Paar aus London, die wir eben gerade kennen gelernt haben. Der Wind ist stark und leider gegen uns. Doch zu Viert pedalt es sich leichter. Nach der Mittagespause ragen ploetzlich unerwartet die Gipfel des Torres del Paine auf. Fuer Jok geht ein Traum in Erfuellung: Mit Blick auf die Torres zu Pedalen¡ Hammer¡

Joks Traum


Vom Velo aus sehen wir viele Guanacas, die recht nah kommen. Beim Eingang in den Park koennen wir zelten. Am folgenden Tag nochmals 20 km gegen den Wind treten. Die Landschaft ist jedoch atemberaubend. Teilweise muessen wir schieben, weil die Strasse schlecht ist. Monika moechte das Velo am liebsten in einer Lagune versenken. Anerkennende Blicke und Zeichen von Bus- und Autotouristen und die grandiose Natur motivieren uns und dann haben wir es geschafft. Wir stellen unsere Velos hinter einem Bootshaus ab und setzten mit einem Catamaran ueber den See Pehoe. Auf einer Zweitageswanderung entdecken wir das Valle Frances und koennen bei schoenem Wetter die umliegenden Gipfel bestaunen. Juhui¡

Cuernos del Paine aus dem Valle Frances
Nach vier Tagen im Park fahren wir unserem suedlichsten Ziel, Puerto Natales, entgegen und duerfen nochmals durch die wunderschoene Landschaft Patagoniens pedalen. Bis hier hatten wir unsere Reise ungefaehr geplant. Wir goennen uns nun eine groessere Pause, in der wir entscheiden, wohin es mit uns fuer die naechsten zwei Monaten noch gehen soll. Eines ist fuer uns klar, es soll wieder nach Norden gehen... Gestern Abend stillten wir in einem Restaurant unsere Vitaminbeduerfnisse, sogar Jok vertilgte einen Salat, der wohl normalerweise fuer zwei Personen gedacht ist...

Liebe Gruesse aus Puerto Natales
Monika und Jok

PS: Wir haben den letzten Beitrag noch mit Fotos ergaenzt, weil wir nun wieder schnelleres Internet haben.

1 Kommentar:

  1. Hallo ihr zwei!
    Bei diesem Eintrag kommt bei uns gleich Fernweh und Abenteuerlust auf. Danke für den Einblick in eure Erlebnisse.
    Wir wünschen weiterhin viele schöne Etappen!
    Matthias & Marlis

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